Wir wollen im Abstand von 6 Wochen jeweils ein Buch lesen, das wir an den Kursterminen gemeinsam besprechen. (Änderungen im Einvernehmen mit den Kursteilnehmern vorbehalten)
27. März 2023: Annie Ernaux, Die Jahre, Berlin (Suhrkamp) 2017 (Suhrkamp Taschenbuch 2019)
[Les années Paris (Gallimard) 2008]
Annie Ernaux, Literatur-Nobelpreisträgerin 2022, beschreibt in diesem Buch, ausgehend von ihrer eigenen Biographie die gesellschaftliche und politische Entwicklung in Frankreich seit dem Ende des 2. Weltkriegs. Ihre persönliche Geschichte, der Weg vom Arbeiterkind zur erfolgreichen Schriftstellerin setzt sie in Verbindung mit zeitgeschichtlichen Themen wie den Gaullismus, das Jahr 1968 oder die Globalisierung. Sie steht damit in einer Reihe mit jüngeren französischen Autoren wie Didier Eribon ("Rückkehr nach Reims") oder Èdouard Louis ("Das Ende von Eddy").
15. Mai 2023: Martin Kordic, Jahre mit Martha, Frankfurt/M. (S. Fischer) 2022
Željko, der von allen "Jimmy" genannt wird, ist fünfzehn, als er sich in Martha verliebt. Sie ist Professorin in Heidelberg, er lebt mit seinen Eltern und Geschwistern zu fünft in einer Zweizimmerwohnung in Ludwigshafen. Martha hat, was Željko sich sehnlichst wünscht: Bücher, Bildung und Souveränität. Mit Martha besucht er zum ersten Mal ein Theater, sie spricht mit ihm, wie sonst niemand mit ihm spricht. Mit Marthas Liebe wächst Željkos Welt. Doch welche Welt ist es, die er da betritt und wen lässt er dafür zurück? Wo verlaufen die Grenzen zwischen Begehren und Ausbeutung?
26. Juni 2023: Jenny Erpenbeck, Kairos, München (Penguin) 2021 (auch Taschenbuch)
Die neunzwanzigjährige Katharina und Hans, ein verheirateter Mann Mitte fünfzig, begegnen sich Ende der achtziger Jahre in Ostberlin zufällig und kommen für die nächsten Jahre nicht voneinander los. Vor dem Hintergrund der untergehenden DDR und des Umbruchs nach 1989 erzählt Jenny Erpenbeck in ihrer unverwechselbaren Sprache von den Abgründen des Glücks - vom Weg zweier Liebender im Grenzgebiet zwischen Wahrheit und Lüge, von Obsession und Gewalt, Hass und Hoffnung. Alles in ihrem Leben verwandelt sich noch in derselben Sekunde, in der es geschieht, in etwas Verlorenes. Eine Liebesgeschichte und ein Zeitporträt.
24. Juli 2023: Dimitrij Kapitelman, Das Lächeln meines unsichtbaren Vaters, Berlin (Hanser) 2016
(auch dtv-Taschenbuch)
Leonid Kapitelman hat den ersten Teil seines Lebens in Kiew verbracht, den zweiten auf einem klapprigen Bürostuhl in einem Leipziger Russische-Spezialitäten-Laden, aber zu Hause war er in seinem fast sechzig Jahren noch nirgendwo. Bis sein Sohn wissen will, wohin sein meist griesgrämiger, dann wieder die ganze Welt umarmender Erzeuger eigentlich gehört. Zusammen machen sie sich auf die Reise in eine unbekannte Heimat nach Israel. Ein witziges Buch über ernste Themen, geeignet zur Lektüre am Beginn der Sommerferien!
In Kooperation mit der Gemeindebücherei Petershausen.